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Transkript zu Episode 18: „KiKA stand, steht und wird weiterhin für Vielfalt stehen.“ Daniel Fiene im Gespräch mit Vertreter*innen aus Medien und Gesellschaft über die Generation Alpha und ihre Medien.

Was wird in Zukunft spannend sein? Was ist das Beste für Kinder in einer Medienwelt? Das sind Fragen, die sich die KiKA-Verantwortlichen stellen und auch in Zukunft stellen werden, um ein zuverlässiger Partner für Kinder und Eltern zu bleiben.

Elisabeth Möckel: Ich wünsche mir ganz doll für diese Generation, dass die keine Angst haben. Dass sie möglichst sorglos und irgendwie positiv in ihr Leben gehen können und dass sie Bock haben, Sachen auszuprobieren und Neues zu entdecken. Und keine Angst haben eben vor Gefahren, aber auch vor alten Strukturen, die ihnen sagen: Das und das darfst du nicht oder so und so darfst du nicht sein.

[Intro] „Generation Alpha – Der KiKA-Podcast“

Daniel Fiene: Mensch das Jahr 2022 ist ja schon echt fortgeschritten, wenn man mal so in den Kalender schaut. Und wir sind also mittendrin im Jubiläumsjahr - 25 Jahre KiKA - und bisher sind wir es ja gewohnt, dass wir jeden zweiten Mittwoch in eine andere gesellschaftliche Facette rund um den Alltag von Kindern eintauchen, um mit Experten*innen über Visionen zu sprechen, wie das Leben von Kindern in 25 Jahren aussehen kann. Beziehungsweise auch, was die Gesellschaft heute schon tun kann, damit es eine gute Zukunft wird. In dieser Episode machen wir es aber mal ein bisschen anders. Wir stellen die gleiche Frage, aber lassen die zu Wort kommen, die KiKA mitbegründet haben, ermöglichen oder auch heute Tag für Tag daran mitarbeiten. Und da kann ich Ihnen Motivierendes, Nachdenkliches, aber auch Selbstkritisches in den kommenden Minuten Versprechen. Mein Name ist Daniel Fiene, herzlich willkommen. Wenn es um die Erstellung von Medieninhalten für Kinder geht, dann sind daran viele Menschen beteiligt. Programmverantwortliche, Redakteur*innen, Moderator*innen. Menschen aus all diesen Bereichen haben wir bei KiKA am Standort in Erfurt getroffen. Dazu auch Personen aus Gesellschaft und Politik, also alle, die Medienstandorte wie das Kindermedienland Thüringen vertreten. Aber auch die, die in den Anfangsjahren KiKA mitbegleitet haben. Wir haben auch sie gefragt: welche Vision haben sie für die Generation Alpha und was tun Sie schon heute, um diese Visionen wahr werden zu lassen? Das hat mir auch Bodo Ramelow beantwortet, er ist der Ministerpräsident von Thüringen.

Bodo Ramelow: Immer noch ein Angebot, dass Kinder und Jugendliche mit Freude annehmen, aber über Ausspielungswege, von denen wir noch nicht mal ahnen, was es da alles geben wird. Und es werden auch Angebote sein, die wir jetzt auch uns noch alle gar nicht richtig vorstellen können. Jedenfalls den Unterschied spüre ich. Ich bin digitaler Einwanderer. Ich habe das alles lernen müssen. Meine Kinder sind mit der Digitalität groß geworden. Deren Kinder sind in der Digitalität zu Hause. Und das verändert auch solche Angebote, weil die Frage ist, was wird in Zukunft spannend sein? Hatte ich noch Kassetten, die ich ins Auto, Radio und in Kassettenrekorder reingemacht habe, um meinen Kindern bestimmte Kinder-Angebote über die Ohren zu vermitteln. So sind es in Zukunft wahrscheinlich auch optische Anreize, die über die ganz normalen digitalen Angebote verbreitet werden.

Daniel Fiene: Wie unsere Kollegen wollte ich heute auch noch fragen, was Sie denn tun, damit auch diese Vision erfüllt wird, die sie jeweils persönlich haben. Und da frage ich Sie doch auch als Politiker mit: Was tun Sie denn damit auch diese Vision mit möglich wird?

Bodo Ramelow: Erstmal der Kampf um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, weil KiKA ist Teil der öffentlich-rechtlichen Rundfunk-Familie. Und deswegen ist es so wichtig, dass wir ein werbefreies Angebot haben, das sich auch verändern muss. Und der Kampf heißt immer wieder an der Seite der Öffentlich-Rechtlichen zu sein, auch die Veränderungen mitzunehmen, damit das, was technisch innovativ sich verändert, nicht am Ende gestrichen wird und dann von innen heraus so ein Angebot auf einmal altbacken stehen bleibt. Und wenn die jungen Nutzer es nicht mehr annehmen, dann wäre es falsch. Also wenn wir hier irgendwie Dickebackenmusik hätten oder weiß ich nicht was... Das glaube ich, würden sich auch die Kinder der Zukunft nicht angucken wollen. Es sei denn, sie würden mal skurril gucken, was meine Generation so getrieben hat.

Daniel Fiene: Da hat der Ministerpräsident also gleich auch ein paar Hausaufgaben mit ins Mikro diktiert. KiKA ist ein Gemeinschaftsprogramm von ARD und ZDF. Und Anfang des Jahres, da konnten sie schon eine Episode hören, in der ich mit der KiKA-Geschäftsführerin Astrid Plenk und dem damaligen ZDF-Intendanten Thomas Bellut gesprochen habe. Bei dieser Episode war auch die MDR-Intendantin Karola Wille mit dabei. Thomas Bellut und Karola Wille, die hatten die Gründung von KiKA schon begleitet und ich habe in Erfurt Karola Wille nach ihrer persönlichen Vision befragt. Und bei ihrer Antwort, da ist mir vor allem die gesellschaftliche Bedeutung des KiKA besonders aufgefallen, die sie bei der Medienmarke sieht.

Karola Wille: Kinder in unserer Gesellschaft haben das Beste verdient. Und die Kinder von heute sind die Gesellschaft von morgen. Und darüber nachzudenken, was das Beste für die Kinder in einer Medienwelt ist, die so anders ist und die Kinder anders fordert, Eltern anders fordert. Wie man ein Stück von dem Zusammenhalt bewahrt und Freude am Leben entwickelt. Und das zu denken und die Zukunft, das wiederhole ich gern, da es eine Überzeugung von mir ist. Und ich glaube wir sollten unbedingt das fortschreiben, was wir vor 25 Jahren getan haben. Eine gemeinschaftliche, eine gemeinsame Idee für die Zukunft zu haben. Was ist die digitale Angebotswelt für Kinder? Dass sie gemeinsam in der ARD entwickelt wird und gemeinsam mit dem ZDF. Ich glaube wir brauchen ein relevantes, vielfältiges Gesamtangebot mit einfachen Zugängen für Eltern, für Kinder. Und das was dieses öffentlich-rechtliche System zu bieten hat, so zusammenführen, so klug in einem Netzwerk, das es tatsächlich das Beste für die Kinder in Deutschland ist. Und die - sage ich mal - Adresse Nummer eins.

Daniel Fiene: Als sie die gesellschaftlichen Aspekte genannt haben, sind mir nochmal so zwei Aspekte bewusst geworden, wie besonders auch hier die Arbeit des KiKA ist, sein kann oder auch weiter sein wird. Einmal dass es eine sehr besondere Alterszielgruppe ist, in der besonders geprägt wird, auch gerade was gesellschaftliches Zusammenleben, gesellschaftliche Möglichkeiten angeht. Aber es geht auch darum, die gesamte Vielfalt der Kinder anzusprechen, was ja vielleicht bei kommerziellen Anbietern gar nicht unbedingt in deren Interesse ist. Das sind ja so Aspekte, die sind reizend, aber auch eine große Herausforderung.

Karola Wille: In der Tat. Ich habe ja gesagt, dass der KiKA für Vielfalt stand, steht und stehen wird, aber dass diese Vielfalts-Herausforderung noch einmal größer geworden ist, weil die Kinderlebenswelt vielfältiger geworden ist. Und die, wenn die Kinder sich wirklich wiederfinden sollen, und das wollen wir ja, dann muss ich in diese Lebensmittelwirklichkeit von Kindern eindringen. Dann muss ich sie verstehen in ihren Bedürfnissen, in ihren Wünschen. Und das heißt wirklich sehr, sehr nah dran sein. Sich viel mit den Nutzerinnen und Nutzern beschäftigen, mit ihnen im Gespräch sein und was man neudeutsch „nutzerzentriert“, klingt ein bisschen komisch, aber es heißt einfach die Gesellschaft verstehen. Und sie medial ins Gespräch zu bringen auf der Kinderebene. Und das ist schon eine große Herausforderung für uns alle.

Daniel Fiene: Zu den Mitgründer*innen des KiKA gehört auch Susanne Müller. Die war lange Kinderprogramm-Chefin im ZDF und bezeichnet sich auch selbst als Gründungsmama. Auch sie hat uns ihre Vision mitgebracht, in diesem Fall für KiKA.

Susanne Müller: Den Kinderkanal wird es immer geben. Man braucht ihn einfach auch, weil man ein besonderes Programm für Kinder braucht, weil man eine besondere Verantwortung hat. Und weil es so viele Dinge für Kinder zu machen gibt, die wichtig sind, dass man einen solchen Kanal braucht. Aber er wird wahrscheinlich anders aussehen. Denn ich glaube nicht, dass er in 25 Jahren als linearer Kanal noch existiert. Eher glaube ich, dass es wunderbare Programme on Demand und auf welchen Plattformen auch immer geben wird, aber immer irgendwie als Kinderkanal gekennzeichnet. Das wäre mir wichtig.

Daniel Fiene: Wie stolz sind sie jetzt auf das, was sie da heute sehen?

Susanne Müller: Ach, ich bin natürlich sehr stolz. Ich meine, man weiß ja nie, wenn man so etwas macht, hält das durch? Bleibt das bestehen? Und wenn sowas einfach bestehen bleibt über so einen langen Zeitraum und eigentlich immer gut läuft, einen guten Leumund hat, gesehen wird, immer wieder ein neues Publikum findet, immer wieder Preise gewinnt, immer wieder Erfolg hat beim Publikum und einfach da ist als zuverlässiger Partner für Kinder und Eltern. Dann ist es doch großartig.

Daniel Fiene: Als es damals losging, wie sicher waren sie sich, dass die Idee, die sie mit ihren Kollegen*innen hatten, dann auch wirklich so erfolgreich wird? Oder war das so gar nicht sicher nach all den, auch teilweise medienpolitischen Kämpfen?

Susanne Müller: Naja, sicher war das nicht. Aber wir haben, glaube ich, alle sehr darauf gehofft. Und wir haben auch, glaube ich, sehr, sehr, sehr, sehr viel Energie da reingesteckt. Wir und alle anderen, die nachgekommen sind. Und Leidenschaft, weil ich meine, so ein Kinderkanal muss sich ja auch immer jung erhalten. Es sind ja auch viele junge Menschen da, die nachgekommen sind und glaube ich mit der gleichen Leidenschaft das Programm machen. Ja also, ich finde, man kann einfach stolz sein und sieht, es funktioniert. Es geht weiter. Nein, damals wusste man das nicht. Aber wir wollten es so.

Daniel Fiene: Zwei prägende Gesichter verschiedenster KiKA-Sendungen sind Singa Gätgens und Juri Tetzlaff. Auch sie haben wir getroffen. Singa habe ich erst einmal gefragt - nicht, was ihre Vision für KiKA ist - sondern für die Generation Alpha oder gar die Kinder der Generation Alpha. Die wollen wir auch nicht vergessen.

Singa Gätgens: Da habe ich sehr lange darüber nachgedacht. Es ist natürlich schwierig, aber für die Leute, die mich privat auch ein bisschen kennen, die wissen, ich bin so ein Motor-Freak. Ich finde alte Autos total cool, aber interessiere mich auch für die moderne Technik. Und da gab es auch mal einen Film, der hieß „Zurück in die Zukunft“ und da gab es schwebende Fahrzeuge. Und das ist meine Vision, dass ich glaube, dass das irgendwann tatsächlich funktionieren wird. Wir werden nicht mehr auf Rädern über die Straße düsen, sondern das ist, glaube ich, eine Vision. Das wird irgendwann tatsächlich funktionieren.

Daniel Fiene: Und ich glaube, dann darf man von links auch schon unter 18 Sitzen, oder?

Singa Gätgens: Das vielleicht sogar, auch das. Das wird alles dann computergesteuert sein. Man sagt dann diesem Gerät einfach nur, wo man hin möchte. Und dann fliegt dieses Teil mit einem irgendwo hin. Und wenn man überlegt, dass man heute Elektrotechnisch unterwegs ist auf vier Rädern und es bald gar keine Benzinmotoren mehr geben wird, sind wir schon, glaube ich, ziemlich weit in diese Richtung vorangeschritten.

Daniel Fiene: Ob KiKA dann künftig in fliegenden Autos empfangbar ist? Ich würde es nicht ausschließen. Und wie in solch einer Zukunft KiKA aussehen kann? Singas Kollegen Juri Tetzlaff haben wir nach seiner Vision für den Kinderkanal gefragt.

Juri Tetzlaff: Tja, also ich hoffe, dass es in 25 Jahren den KiKA immer noch gibt und dass er genauso tolles Programm macht und mitreißend ist und lehrreich für junge Zuschauer. Aber ich hoffe auch, dass es nicht so ist… Ich meine, wenn ich heute mit dem Zug fahre, sehe ich überall Leute mit Smartphones. Alle glotzen den ganzen Tag auf einen Bildschirm und ich nehme mich da gar nicht aus. Ich bin auch total, naja, Handy-süchtig, irgendwo. Und ich genieße es, Filme zu sehen. Ich genieße es, Podcasts zu hören. Ich genieße es, Sachen zu lesen. Aber man muss immer aufpassen, dass dabei das wahre Leben und der wahre Kontakt zwischen den Menschen nicht zu kurz kommt. Deswegen ja, wenn ich an KiKA in 25 Jahren denke, dann denke ich: ich hoffe es gibt tolle Programme. Ich hoffe, es gibt tolle Medien. Aber ich hoffe auch, dass die Menschen nicht verlernen und vergessen, von Mensch zu Mensch, Face-to-Face zu kommunizieren.

Daniel Fiene: Ich habe was interessantes Mal irgendwo gelesen über die Generation Alpha. Dass die genauso wie sie irgendwann mal aufgehört haben zwischen On- und Offline zu unterscheiden, dass sie zwischen virtueller und realer Welt mal aufhören werden zu unterscheiden.

Juri Tetzlaff: Also da hoffe ich wirklich, dass es eben genau nicht so einen Merge gibt. Ein Zusammenwachsen von realer und virtueller Welt, sondern ja, dass man diese Grenze immer noch ganz klar gezogen bekommt, denn ich bin ein Fan der realen Welt. Ich liebe es wirklich Menschen zu treffen, Leute auf der Bühne zu sehen, was zu erleben, rauszugehen in die Natur, sich den Elementen auszusetzen und wirklich was zu spüren. Und das ist halt in der virtuellen Welt nicht möglich. Also, ich hoffe, es entwickelt sich alles gut weiter, tolle Programme, virtuelle Welt. Aber dass das andere nicht ganz zu kurz kommt.

Daniel Fiene: Das geht ja schon eindeutig in Richtung Medienkompetenz. Und in genau die Richtung ging auch die Botschaft von Anke Lindemann, Redaktionsleiterin Kinder und Familie beim MDR.

Anke Lindemann: Ich wünsche mir für die Generation Alpha, dass die sich gut und sauber unterhalten fühlt, dass die durchblicken, was sie bekommen. Woher das kommt, welche Quellen da genutzt werden. Und dass sie trotzdem Spaß dabei haben bei dem, was sie da sehen und erleben. Und dass sie sich immer auch ein Stück weit was mitnehmen und genau wie auch die Generation Gamma, Beta, Omega oder wie auch immer sie vorher hießen. Sich alle ein Stück weit Erinnerung gebildet haben, kollektive Erinnerungen aus dem, was sie als Kinder medial konsumiert haben. Jeder kennt noch: „Ich habe eine Wassermelone getragen“ und ähnliche Sprüche. Und es ist ein kollektives Mediengedächtnis. Das wünsche ich mir für die Generation Alpha auch.

Daniel Fiene: Sie hat uns auch verraten, was sie in ihrer Arbeit unternimmt, damit diese Vision wahr werden kann.

Anke Lindemann: Zum einen versuchen wir bei dem, was wir machen, wenn es um journalistische Inhalte geht oder grundjournalistische Inhalte, Kausalitäten klarzumachen. Also dass den Konsumenten, den Kindern bewusst wird, was sie da sehen, wer das macht und ob das jetzt Fiktion oder Non-Fiktion ist. Dass diese Grenzen deutlich bleiben. Und natürlich versuchen wir, Marken zu schaffen, die die immer wieder in ihren Herzen bewegen und mitnehmen können.

Daniel Fiene: Doch es gibt da so einige Herausforderungen zu meistern. Denn die Zukunftsaussichten sind alles andere als rosig, wie wir aus dem Gespräch mit Klaus Brinkbäumer mitnehmen können. Er ist Programmdirektor beim MDR.

Klaus Brinkbäumer: Wie schwierig ist das 25 Jahre vorauszuschauen. Der KiKA wird die Klimageneration bilden, ausbilden, unterhalten sicherlich auch, natürlich digital. Das ist aber selbstgängerisch. Das werden sie von jeder und jedem hören, die Sie jetzt fragen. Wird der KiKA in 25 Jahren noch linear sein? In 25 Jahren glaube ich nicht mehr, bis in 24 Jahren schon. Aber dann, in 25 Jahren wird der letzte lineare Zuschauer sagen: Jetzt wechsle ich rüber ins Internet. Was noch? Die heutigen KiKA-Zuschauerinnen und Zuschauer werden Eltern sein. Der KiKA wird also für die Kinder der heutigen Kinder Programm machen. Wie wird das sein? Wenn es um die politischen Aspekte geht, glaube ich, dass die, die sich heute andeuten, prägend sein werden. Die Klimakrise, die Demokratiekrise. In was für einer Welt werden wir leben? Die Welt wird bedroht sein, ernsthaft bedroht durch die Klimakrise, vielleicht unheilbar bedroht und das wird sich niederschlagen im Angebot.

Daniel Fiene: Das klingt aber nicht nach einem und leichten unterhaltenden Kinderprogramm. Da stellt es ja ganz neue Herausforderungen.

Klaus Brinkbäumer: Ich habe es, während ich gerade geredet habe, gedacht: Moment, Moment, Moment. Ist das dann überhaupt noch KiKA oder bin ich eher beim einem Nachrichtensender oder bei MDR Aktuell. Ich fürchte ja das die Zeiten ernster werden, dass sich das fortschreiben wird, was wir jetzt haben. Also die Klimakrise, die fragile, vielleicht kann man auch sagen, zerrüttete Weltordnung. Ich würde gern sagen, in 25 Jahren sei das alles geheilt. Ich glaub nicht so richtig dran. Und dann wird KiKA das irgendwie auffangen müssen. Behandeln müssen, Schlussfolgerungen ziehen müssen, es kindgerecht aufbereiten müssen. So wie KiKA das heute ja auch so spektakulär gut macht. Ich will nicht so apokalyptisch daherreden, aber leichter werden die Zeiten nicht werden.

Daniel Fiene: Vielleicht ist das auch gar ich so verkehrt, sich so ein sehr ernstes Bild zu nehmen. Weil das bedeutet ja auch, dass man jetzt wahrscheinlich ein Fundament schaffen muss oder erstarken oder stärken muss, dass das dann auch auffangen kann.

Klaus Brinkbäumer: Das Fundament ist ja da. KiKA macht ein enorm intelligentes Programm, sowohl unterhaltend wie bildend, wie erklärend, wie ja auch ohne jedes Tabu, wie die ernsten Dinge des Lebens aufgreifend. Und das ist das Fundament, das weiterzumachen sollte schon auch in den kommenden 25 Jahren gelingen. Wird KiKA die modernen Technologien nutzen, KI betreffend, alle digitalen Dinge, die man sich auch jetzt nur ansatzweise vorstellen kann betreffend. Ja klar, das schafft KiKA. Da wage ich aber keine Prognose, ja. Was in 25 Jahren die bestimmende Technologie sein wird oder dann das bestimmende Format - dahin wage ich mich jetzt nicht.

Daniel Fiene: Und zwei Aspekte vertiefen wir noch einmal: der Druck auf Kinder durch Krisen, aber auch eine technische, die Linearitätsfrage. Sprich, das gute alte Fernsehen versus On-Demand Formate. Zu Letzterem hat Nils Jonas Greiner, Referatsleiter Medienrecht und Medienpolitik in der Thüringer Staatskanzlei eine ganz strikte Meinung.

Nils Jonas Greiner: Der KiKA sollte in 25 Jahren weiterhin das Kinder-Medienangebot in Deutschland sein. Zweitens sollte der Kinderkanal auf allen Abspielwegen frei empfangbar sein und bleiben. Und drittens mit dem gleichen Qualitätsangebot arbeiten, das er heute anbietet.

Daniel Fiene: Da spielen ja auch sehr viele medienpolitische Dinge mit rein, die sie ja auch schon jetzt gerade mit genannt haben. Was tun Sie denn heute dafür auch, dass sich auch diese Vision tatsächlich erfüllt?

Nils Jonas Greiner: Ganz aktuell wurde ein neuer Medienstaatsvertrag seitens der 16 Länder vereinbart, der im nächsten halben Jahr durch die Landtage gehen soll. Damit verbunden ist eine mögliche Flexibilisierung des Kinderkanals. Das klingt im ersten Moment schräg, ist aber etwas ganz Modernes, weil der KiKA kann dann selbst entscheiden, wo und wie er auf welchen Abspielwegen zukünftig agieren will. Also eine ganz klare strategische Entscheidung für den Kinderkanal, für die Programmacher, die dann genau entscheiden: Wo und wie erreichen wir unsere Zuhörerinnen und Zuhörer und Zuseher und Zuseherinnen und die Kinder vor allem.

Daniel Fiene: Ich sage mal, wer Rechte bekommt, der bekommt bestimmt auch Pflichten mit auf dem Weg. Wie werden Sie später beurteilen, ob das jetzt gut genutzt wurde diese Flexibilität oder nicht?

Nils Jonas Greiner: Die Flexibilität wird an Qualitätsparametern gemessen werden und vor allem auch an dem Auftrag, dem einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zusteht oder ansteht, wonach er ein Angebot für alle sein muss. Und das heißt auch für alle Kinder. Dass also die gesamte gesellschaftliche Breite auch im Leben der Kinder abgebildet werden kann. Das findet heute schon stand. Es ist schon mehrfach darauf hingewiesen worden, wie gut „logo!“ zum Beispiel Nachrichten für Kinder erklärt und welche tolle Formate es gibt, wo auch unterschiedliche Lebensarten und Lebensweisen von Kindern dargestellt werden. Und diese Vielfalt und Diversität weiterhin auszuarbeiten und das dann auch mit der technischen Komponente zu verbinden, dass es überall empfangbar ist, das ist, glaube ich, eine Herausforderung. Was mir bei der ganzen Sache aber auch wichtig ist, dass man die Linearität nicht vollkommen außer Acht lässt, weil ich glaube zu einer Medienbildung, und der Kinderkanal ist auch in Medienbildungsbereich stark aktiv, gehört dazu, dass Kinder in einem gewissen Alter noch lernen sollten, was Linearität heißt. Dass also die nächste Folge der Lieblingsserie erst nächste Woche kommt, dass nicht immer alles gegebenenfalls sofort und jederzeit abrufbar ist. Das ist ein schöner Gedanke insgesamt, aber der Lernfaktor auch für Kinder zu wissen: Ich kann nicht sofort immer alles zu jederzeit und dann noch im Bingeformat bekommen. Da müssen wir darauf achten, dass das nicht passiert.

Daniel Fiene: Vielleicht auch noch etwas Anderes, was die Linearität mit sich bringt, wenn ich einschalte: Ich kann etwas sehen, was - womit ich überhaupt nicht gerechnet haben.

Nils Jonas Greiner: Das ist doch das tolle, weil man wird immer wieder überrascht. Und das ist auch der Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ein Format für Kinder und Jugendliche, dass sich Welten, mit denen ich noch nicht gerechnet habe, wertfrei und klar benannt präsentiert bekomme. Sodass ich wirklich alles erleben kann, was ein Kind erleben soll.

Daniel Fiene: Abschaltdaten werden ja überhaupt nie gerne genannt. Deswegen fand ich es gerade sehr, sehr nett bei diesem Gedankenspiel, Klaus Brinkbäumer meinte, naja in 24 Jahren wird dann das lineare Programm abgeschaltet. Das glaube ich, würden sie nicht so begeistert aufnehmen.

Nils Jonas Greiner: Es geht nicht um Begeisterung. Es geht um den Hinweis, den ich eben gegeben habe, dass es Linearität braucht. Es ist auch so, in meinem Bekanntenkreis habe ich so viele junge Leute schon kennengelernt, die früher non-linear waren. Und sobald sie zum Beispiel Eltern wurden, wurden sie wieder linear. Also es ist dann auch ein Anker, den man hat. Dass man weiß: Okay, heute guck ich mit den Kindern um 19:50 logo!. Diese klare Positionierung und diese klare Einordnung auch einer Abfolge von Informationen, kann helfen das Leben einzuordnen und strukturierter zu sein, weil eine gewisse Struktur gehört dazu. Und ich glaube, Linearität hat uns in den letzten Jahren zu einer gewissen Strukturfähigkeit geführt. Das heißt aber nicht, dass man es nicht anders auch machen kann. Aber ich glaube, es wird auch in 25 Jahren noch beides geben.

Daniel Fiene: Dann die Sache mit den gesellschaftlichen Herausforderungen. Für die Generation Alpha wird es bestimmt nicht einfacher, haben wir schon eben gehört. Das weiß auch das KiKA-Team. Stefan Pfäffle aus der Redaktion Fiktion und Programmakquisition ist deswegen mit seiner eigenen Generation durchaus selbstkritisch.

Stefan Pfäffle: Die Generation Alpha ist die Generation, welche in Zukunft die Krisen in den Griff bekommen muss, die meine Generation ihr gerade hinterlässt. An erster Stelle ist da sicherlich die Klimakrise zu nennen. Dazu wünsche ich der kommenden Generation die nötige Einsicht und eine klare Haltung, Kraft, Durchsetzungsvermögen und mehr Mut als meine Generation an den Tag gelegt hat.

Daniel Fiene: Und was macht das KiKA-Team? Das hören wir ganz eindeutig in der Vision von der KiKA-Redakteurin und Moderatorin Elisabeth Möckel.

Elisabeth Möckel: Ich wünsche mir ganz doll für diese Generation, dass sie keine Angst haben. Weil das, glaube ich, was ist, was schon die Generation darüber sehr betrifft gerade. Und ich wünsche mir, dass für meine Kinder und für alle Kinder, die in dieser Generation sind, dass sie möglichst sorglos und irgendwie positiv in ihr Leben gehen können. Und dass sie Bock haben, Sachen auszuprobieren und Neues zu entdecken und keine Angst haben eben vor Gefahren. Aber auch vor alten Strukturen, die ihnen sagen: das und das darfst du nicht oder so und so darfst du nicht sein. Das wäre so cool, wenn wir rauskommen aus dieser beklemmenden Struktur „so muss eine Person sein“. Ich verstehe meinen Beruf als Möglichkeit, Kindern zu zeigen: Es gibt Leute, die haben richtig geile Ideen. Und du kannst auch so ein Mensch sein. Und du bist vielleicht auch schon so ein Mensch. Es gibt so viele Kinder und so viele Jugendliche, die coole Projekte starten und die selber gar nicht wissen, dass sie genauso cool sind wie Leute, die beispielsweise im Fernsehen gezeigt werden. Und das finde ich toll, wenn wir erreichen würden zu sagen: Hey, das und das und das sind Lösungsvorschläge. Das und das und das sind Leute, die machen coole Sachen. Und du bist einer von diesen coolen Leuten. Oder du kannst einer von diesen coolen Leuten sein.

Daniel Fiene: Die Generation Alpha stark machen. Das ist auch das Motto von Matthias Huff, Redaktionsleiter Non-Fiktion.

Matthias Huff: Ich glaube, die Zukunft für die Generation Alpha ist dadurch gekennzeichnet, dass viele Sicherheiten verschwunden sind, mit denen wir auch aufgewachsen sind. Sie gehen in eine sehr unsichere Zukunft. Andererseits sind sie sehr wenige. Dadurch sind sie noch sehr viel wertvoller als ohnehin. Und dass beides zusammengenommen, hoffe ich, dass sie stark genug sind, dass sie von uns ein klein bisschen auch gestärkt werden, dass sie mit allem, was kommt, auch umgehen können und bin da auch sicher.

Daniel Fiene: Kindern zuhören, sie verstehen und entsprechend stärken. Wie das geht, erklärt Saskia Weisser. Und das passt auch zu ihrer Arbeit als Medienforscherin bei KiKA.

Saskia Weisser: Ich versuche jeden Tag die Lebenswirklichkeit und die Wünsche der Kinder bestmöglich zu übersetzen aus all den Zahlen, Daten, O-Tönen, Rückmeldungen, die ich von dieser Zielgruppe, ihren Eltern, den Lehrenden, den Wissenschaftlern mitbekomme. Und versuche so faktengestützt und so nah an der Wirklichkeit wie irgend möglich genau diese ganzen Informationen zu präsentieren. Denn sie werden so gut wie gar nicht gehört und sie haben es mehr als verdient.

Daniel Fiene: Aus den Daten, aus den Gesprächen wird schon eins heute ersichtlich: die ersten Kinder der Generation Alpha, die haben so eine Art No-Front-Haltung. Also sie nehmen es eher hin, was um sie herum passiert. Das sagt Sven Steinhoff, der Leiter der KiKA-Redaktion Content-Begleitung, zeigt das Fingerspitzengefühl gefragt ist, Kinder zu befähigen, später auch selbst für eine bessere Gesellschaft und für ein besseres Leben einzustehen.

Sven Steinhoff: Also erstens mal ist es eine total schwierige Aufgabe, weil glaube ich grundsätzlich das Öffentlich-Rechtliche die Schwierigkeit hat, immer Werte vermittelt zu haben und diese Werte auch vermittelt zu haben in Form, nennen wir es mal jetzt provokanter, als belehrend. Und dieses Belehrende ist im Digitalen absolut nicht mehr erwünscht. Und das bedeutet auch, dass wir einen Weg finden müssen, unterhaltsam die Werte so zu verkaufen, dass sie nicht belehrend interpretiert werden und dass sie Spaß haben und eigentlich so, in so einem zweiten, dritten Schritt merken: Ja hoppla, da habe ich jetzt gerade was mitgenommen ohne dass ich es eigentlich gemerkt habe und ich habe was gelernt, was ein Wert ist, den sie mitnehmen, den sie vielleicht auch verbreiten können. Und das wiederum sind natürlich genau die Werte, die sie brauchen, um eigentlich dann entweder eine Konfrontation zu nehmen. Also ich rede, ich ruft hier nicht zur Rebellion auf, sondern ich rufe dazu auf, den Mut zu haben das Digitale zu nutzen um Dinge zu verändern und daran werden sie definitiv gemessen. Das müssen sie tun. Und das wünsche ich mir von ihnen.

Daniel Fiene: Mut für die Zukunft. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber das nehme ich auf jeden Fall aus dieser Episode unserer Podcast-Reihe für die Generation Alpha mit. Das haben uns die vielen Stimmen aus dem KiKA-Team und von Wegbegleiter*innen schön gezeigt. Mehr Stimmen gibt es auch in unseren anderen Ausgaben. Neue Podcast-Episoden haben wir immer frisch für sie neu am Mittwoch, alle zwei Wochen. In der ARD-Audiothek, in gut sortierten Podcast-Apps und Verzeichnissen und im KiKA-Kommunikationsportal. Danke fürs Zuhören. Mein Name ist Daniel Fiene. Bis zum nächsten Mal bleiben auch Sie mit uns neugierig auf die

[Outro] „Generation Alpha – Der KiKA-Podcast“

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