Filme

Der Kinosaal ist ein besonderer Ort

„Das Kino sollte ein Raum sein, in dem Kinder und Jugendliche sich treffen und gemeinschaftlich einen Film erfahren – egal ob physisch oder digital. In diesem Punkt sind sich Nicola Jones, die ehemalige Festivalleiterin des Goldenen Spatz, Margret Albers vom Förderverein Deutscher Kinderfilm, farbfilm Verleih-Geschäftsführer Alexandre Dupont-Geisselmann und Sarah Duve von der Filmförderungsanstalt einig. Renommierte Kinderfilmfestivals sehen das ähnlich.

Das Kino stand in den letzten Jahren unter enormen Druck. Neben gestiegenen Kosten sind mit den großen Streamingplattformen neue Big Player in den Markt gekommen. Zu einer Verschärfung der Situation trug die Corona-Pandemie bei, die es nicht mehr erlaubte, Filme auf der großen Leinwand zu sehen. Viele, vor allem kleine Programmkinos, stehen dadurch vor großen Problemen. Eine alarmierende Situation, in der das Kino neue Wege einschlagen muss, um zukünftig auch für die Kinder der Generation Alpha relevant zu bleiben.

„Heutzutage werden wir von Bewegtbild überrollt, mehr oder weniger. Wir haben mit unseren Smartphones und Streamingdienst-Zugängen Filmbibliotheken in unserer Hosentasche,“ sagt Margret Albers, Vorsitzende des Fördervereins Deutscher Kinderfilm.

„Das Kino ist ein Stück weit aus der Wahrnehmung verschwunden. Und das ist sehr betrüblich, weil es eben so ein besonderer Ort ist.“

Und das ist sehr betrüblich, weil es eben so ein besonderer Ort ist.“

„Ein Film- oder ein Fernsehbeitrag sollte immer auch einen Raum für Kommunikation bieten.“

Viele Vertreter*innen der Branche sind trotz anhaltender Probleme jedoch positiv gestimmt und sehen die Zukunft des Kinos unter bestimmten Voraussetzungen weniger pessimistisch. „Kino ist Kino, die Magie der großen Leinwand ist immer noch wichtig“, heißt es vom Amsterdamer CineKid-Festival, wo vor allem auf das menschliche Bedürfnis gesetzt wird, soziale Interaktionen zu pflegen: „Menschen werden immer mit anderen Menschen zusammen sein wollen. Wir sind Individuen, die soziale Interaktionen für ihr Wohlbefinden benötigen.“

„Ein Kinobesuch wird immer etwas Besonderes für die Zuschauerinnen und Zuschauer sein.

Es ist eine Gemeinschaftsentscheidung, ein Fest voller Emotionen und Partizipation,“ so eine Kuratorin des Kids Kino Festival.

Wie aber kann die Entwicklung des Kinos für die Generation Alpha positiv gestaltet werden? Nicola Jones besinnt sich zunächst auf allgemeine Stärken, die das Kino Streamingdiensten entgegensetzen kann und fokussiert sich ebenfalls auf den Aspekt der Gemeinschaftsbildung: „Ganz wichtig finde ich, auch aus Festivalsicht, dass ein Film- oder ein Fernsehbeitrag immer auch einen Raum für Kommunikation bieten sollte. Also, dass sich daraus wiederum weitere Gespräche entspinnen können, über die man dann im Kreise der Freunde oder im Kreise der Familie auch diskutieren und sprechen kann. Also das ist was, was wir im Festival ja auch immer wieder haben, indem wir dann im Nachgang eben Filmgespräche haben.“

Zuspruch erhält sie von anderen europäischen Filmfestivals, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Kindern auf verschiedene Weise Wissen über das Medium zu vermitteln. „Kontextwissen, vermittelt durch Workshops, Q&As, Quizzes etc., ist für Kinder wichtig. Kino muss ein Event sein, dementsprechend sind Festivalformate wichtig, um die Aufmerksamkeit der Kinder zu erregen,“ so das CineKid Festival.

Zugleich sollen die bestehenden Stärken modifiziert und erweitert werden. Das Kino muss sich wandeln und zu einer Form finden, die den digitalen Entwicklungen gerecht wird. „Als Kids Kino Film Festival hatten wir vor der Pandemie eine lange Phase des traditionellen Filmfestivals, während der Pandemie eine notwendige Phase der Hybridveranstaltung und jetzt eine Zeit, in der wir bewusst immer noch auf Hybridveranstaltungen setzen. Wir wissen, wie wir die Potenziale klassischer Screenings und Online- Screenings nutzen. 2022 hatten wir das größte Publikum in der Geschichte des Festivals. Und indem wir die Filme auch online zur Verfügung gestellt haben, haben wir die Reichweite verdoppeln können,“ so das Kids Kino Festival.

In jedem Fall dürfen Kinder in der Diskussion ums Kino nicht in einer passiven Rolle verbleiben, sondern müssen zum aktiven Mitbestimmen animiert werden. An vielen Stellen wird das bereits getan. Sowohl der Goldene Spatz, als auch das Filmfest Hamburg, das CineKid-Festival, das Kids Kino Film Festival und das Zlín Film Festival arbeiten mit Kinderjurys zusammen, um die jeweiligen Festivalauszeichnungen zu vergeben.

Ein sehr kleines Thema ist bislang die Beteiligung von Kindern an der Kuratierung der Festivals sowie der Faktor, ob sie, abgesehen von einer Rolle als Darsteller* innen, an der Entwicklung der gezeigten Filme beteiligt sind. „Kinder partizipieren bei uns nicht, wenn es um die Auswahl der Filme für unser Festival geht,“ so das Zlín Film Festival beispielhaft. „Während der Programmauswahl für das Festival, hatten wir leider nicht allzu oft das Vergnügen, Filme zu präsentieren, in denen Kinder stark involviert waren,“ so das Kids Kino Filmfestival.

Zukunftsvisionen: Wie muss Kinderkino in Zukunft aussehen?

Wenn es darum geht, wie Kino und die Produktionsprozesse von Kinderfilmen in Zukunft gestaltet werden können, gibt es unterschiedliche Punkte, die den Akteur*innen aus der Film- und Kinobranche besonders wichtig sind.

„Ich würde sagen: Ab sofort gibt es ein Kinokulturticket für Kinder und Jugendliche.

Damit können Kinder zu einem günstigen Preis jederzeit ins Kino gehen, im besten Fall sogar noch in Verbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr,“ so die Vision von Nicola Jones.

Margret Albers möchte, dass die Produktions- und Vertriebswege für Kinderfilme noch mal überdacht werden. „Das fängt an bei der Beteiligung von Kindern auch in der Stoffentwicklung. Die Zielgruppe schon viel früher mitzudenken, sowohl kreativ als auch als Kundschaft, ist viel früher angesagt und sollte viel früher angezeigt sein, um die jungen Zielgruppen mitzunehmen und fürs Kino zu begeistern.“

Alexandre Dupont-Geisselmann, Geschäftsführer des farbfilm Verleihs, sieht vor allem das Bildungssystem in der Pflicht: „Wir müssen das Thema Film viel stärker im Bildungsbereich etablieren. Film muss gleichgestellt werden, wie eben in einem Buch, in einem Zeitungsartikel oder sonst irgendwo Fakten sich herauszusuchen, um eine Hausarbeit zu gestalten und Ähnliches.“

Sarah Duve, Vorsitzende der Filmförderungsanstalt, stellt den digitalen Wandel als Chance in den Vordergrund: „Sie (die Kinobetreiber*innen, Anm.d.Red.) sollten die digitalen Möglichkeiten nutzen. Das ist ja das Tolle an der digitalen Welt, dass man die Leute eigentlich überall gut erreicht mit seinen Angeboten.“

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