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Transkript zu Episode 12: "Kinder können alles machen, was sie wollen - auch vor einem Millionenpublikum singen"
NDR Redakteurin Ulrike Ziesemer spricht mit Inka Kiwit über den Junior ESC, seine kulturellen Werte und über die Frage, wie der Wettbewerb zu einer Plattform werden konnte, die junge Talente aus verschiedenen europäischen Ländern vereint.
Inka Kiwit: Hallo und herzlich willkommen aus der KiKA-Werkstatt. In diesem Podcast treffen Sie auf die kreativen Köpfe hinter unseren Formaten. Ich bin Inka Kiwit, Redakteurin und Podcast Moderatorin bei KiKA. Schön, dass Sie hoffentlich wieder mit dabei sind. In der heutigen Folge dreht sich alles um den Junior Eurovision Song Contest oder kurz Junior ESC. Und der, der ist viel mehr als nur ein Musikwettbewerb für Kinder. Es geht um Gemeinschaft, um Partizipation und um das Empowerment junger Menschen durch die Musik. Und dabei steht nicht nur die Talentförderung im Mittelpunkt, sondern vor allem auch der Spaß am Musizieren selbst. Ich habe so viele Fragen: Was ist denn der Junior ESC genau? Welche kulturellen Werte vermittelt er. Und wie wird dieses Event eigentlich zu einer so großen europäischen Plattform, die junge Talente aus verschiedenen Ländern vereint? Antworten auf meine ganzen Fragen hat die Kollegin Ulrike Ziesemer, die beim NDR für den Junior ESC in Deutschland verantwortlich ist. Also rein ins KiKA-Werkstattgespräch.
Inka Kiwit: Hallo Ulrike.
Ulrike Ziesemer: Hallo Inka.
Inka Kiwit: Wir kennen uns ja schon. Für alle, die da draußen zuhören, Ulrike und ich arbeiten jede Woche für unser Medienformat, „Team Timster“ zusammen. Also Ulrike, schön, dass du heute hier bist im Werkstattgespräch.
Ulrike Ziesemer: Vielen Dank für die Einladung, Inka.
Inka Kiwit: Lass uns über den Junior ESC reden. Zu Beginn mal ganz kurz umrissen, was ist denn der Junior ESC und warum passt der so gut zu uns bei KiKA?
Ulrike Ziesemer: Der Junior ESC ist ein großer internationaler Musikwettbewerb. Kinder aus ganz Europa treten auf einer großen Bühne gegeneinander an, wobei das Gegeneinander natürlich eher ein Miteinander ist. Also die Idee dahinter ist einfach, dass auf musikalischer Ebene man sich misst, man vergleicht aber eben vor allen Dingen, dass Kinder aus ganz vielen verschiedenen Ländern zusammenkommen. Und in diesem Jahr sind es 17 Länder. Es ist der 22. Junior ESC, also seit 22 Jahren gibt es den schon und wir finden einfach, dass das eine tolle Idee ist, dass man Kinder einmal in dieser Show natürlich sehen kann, erleben kann, wie großartig die wirklich schon auftreten und performen, singen, tanzen, in nichts quasi den Erwachsenen nachstehen. Aber eben auch der Weg zu dieser Bühne oder zu dem, was dann letztendlich das Talent so einzigartig macht, nämlich dass man die Kinder begleitet, dass man sagen kann „du kannst eigentlich alles machen, was du willst.“ Und wenn das eben ist, auf einer großen Bühne zu stehen und zu singen vor Millionen von Zuschauenden, dann ist das möglich, dann kannst du das machen, wenn du das möchtest. Das, finde ich, passt ganz perfekt auch zum KiKA.
Inka Kiwit: Du hast jetzt gerade schon gesagt, Junior ESC, viele Talente und alle auf der Bühne. Wie werden denn die Talente für den Junior ESC ausgewählt? Wie ist da der Prozess?
Ulrike Ziesemer: Wir haben bis jetzt in jedem Jahr, das wir dabei waren, also wir sind seit 2019 beim Junior ESC dabei, haben wir eigentlich ein anderes Verfahren gehabt. Also wir hatten auch schon eine große Castingshow. Wir haben zusammengearbeitet mit den Kollegen vom ZDF, „Dein Song“ und wir haben es in diesem Jahr in einer redaktionellen Auswahl gemacht. Wir haben uns vorher dazu entschieden, dass wir das einmal ausprobieren wollen, ob das ein guter Weg ist und haben gemeinsam mit Bildergarten, das ist die Firma, die unter anderem auch The Voice Kids produziert, haben wir uns getroffen und aus, ich glaube, es waren knapp 20 Talente eine Auswahl getroffen. Wir haben Clips geguckt von den Kindern. Wir haben uns die Steckbriefe durchgelesen, so ein bisschen, was jeden oder jede eigen macht. Wo so die Hobbys liegen, die Interessen, natürlich auch ein bisschen darauf geachtet, wo kommen die Kinder her, was ist da der Hintergrund? Und dann haben wir fünf Kandidat*innen ausgewählt, die haben alle einen Song bekommen, wo sie auch ein Mitspracherecht hatten. Also wo wir eben auch gefragt haben, „Ist das ein Song, der dein Song werden könnte? Kannst du dir vorstellen, den zu performen?“ Und dann haben wir in Hamburg fünf Clips produziert mit einer Demoversion, also eine einminütigen Version des noch nicht fertig produzierten Songs. Und diese Clips standen dann zwei Wochen bei kika.de zum Voten und das Publikum über kika.de hat zu 50 % abgestimmt. Und dann hatten wir noch eine internationale Jury mit Leuten aus der Musikbranche. Ganz Europa war dabei, die eben auch noch die anderen 50 % Punkte vergeben haben. Und dann stand am Ende fest, dass Bjarne in diesem Jahr für uns zum Junior ESC fährt.
Inka Kiwit: Sehr gut, Bjarne der finale Kandidat, das finale Talent. Welche Unterstützung bekommen denn die Talente von euch ab diesem Zeitpunkt, um sich weiterzuentwickeln in ihren musikalischen Fähigkeiten zum Beispiel?
Ulrike Ziesemer: Also wir als Redaktion begleiten logischerweise den gesamten Weg. Was ich nicht kann, weil ich musikalisch keine Ausbildung habe oder auch nicht besonders gut singe. Ist das gesamte Vokalcoaching zum Beispiel. Wir fangen an, Bjarne steht fest. Wir sind als Redaktion immer ansprechbar, sind immer diejenigen, die vermitteln, auch wenn es Probleme gibt, wenn es Fragen gibt. Aber wir haben eben ein richtiges kreatives Team um Bjarne. Das ist einmal die Regisseurin Stefanie Hermannsdörfer. Dann haben wir einen Vocal Coach, Debbie, Gesangslehrerin. Dann haben wir eine Choreografin, die tanzt. Wir haben nämlich in diesem Jahr neben Bjarne auch fünf Tanzende dazu auf der Bühne. Also das sind dann sechs Kinder, die man natürlich auch sehr eng begleiten muss, sehr eng auch mit den Eltern logischerweise zusammenarbeitet. Und dann gibt es eben mehrere Treffen, einmal in der realen Welt. Wir hatten jetzt schon ein großes Inszenierungstraining bei Bjarne und dann gibt es eben die verschiedenen Schritte. Man fängt an mit dem Proben des Tanzens. Wie funktionieren die Tänzerinnen? Wobei wir auch einen Tänzer dabei haben. Wie stehen die bei Bjarne? Also die gesamte sogenannte Stageing-Phase ist schon sehr eng begleitet und dann kommt eben die Stage Inszenierung. Da kommt dann dazu, was ist es hinten auf dem LED als Content. Also wir haben auf der Bühne in Madrid eine große Wand, auch da hat Bjarne eben ganz viel Mitspracherecht, weil ihm dieses Thema, die Welt oder die Natur zu bewahren, am Herzen liegt. Also da ist er dann auch oft dabei, dass wir sagen „Guck mal wir hatten jetzt diese Idee, findest du das okay?“ Und wenn Bjarne dann sagt, aber da bin ich jetzt so gar nicht zufrieden, dann ändern wir es. Und dann ist es so, dass wir in Madrid, da reisen wir eine Woche vor dem 16. November hin, da steht natürlich dann die gesamte Delegation, das gesamte Team hinter Bjarne und der Bühnencrew, also seinen Tänzerinnen. Und wir koordinieren eben nicht nur die Termine, die Proben, die Drehs usw., sondern sorgen auch für Entspannung, für Spaß. Dass genug Zeit ist, auch für die Kids zwischendurch und haben logischerweise auch das Ohr für Probleme. Also es ist schon eine sehr enge Begleitung
Inka Kiwit: Und diese ganze Unterstützung haben auch die Talente in den Vorjahren von euch erhalten?
Ulrike Ziesemer: Genau.
Inka Kiwit: Und sag mal Ulrike, was ist deine Rolle im Team? Bist du auch eine der festen Bezugspersonen der Talente oder von Bjarne in diesem Jahr?
Ulrike Ziesemer: Genau. Also ich bin Head of Delegation heißt es, das ist für das deutsche Team, also wir heißen alle Delegationen, also es gibt internationale Delegationen und ich bin eben Head of Delegation, also letztendlich Chefin der deutschen Delegation. Bei mir laufen halt alle Fäden, sowohl was von Bjarne, von seiner Familie, von Bildergarten, von der EBU an Anfragen kommt an, an Sachen, die erledigt werden müssen, an Orga, läuft bei mir zusammen
Inka Kiwit: EBU, nur ganz kurz die Europäische Rundfunkunion sprechen wir gleich auch noch kurz drüber, aber damit wir wissen, was damit gemeint ist. Ich habe es in der Anmoderation schon gesagt, der Junior ESC, der ist viel mehr als nur ein Gesangswettbewerb. Klang auch bei dir durch. Was macht ihn denn zu diesem einzigartigen Event? Und vor allem würde ich gerne von dir wissen, was denn der Unterschied zum Großen, zum Eurovision Song Contest der Erwachsenen.
Ulrike Ziesemer: Ja, ich fange mal mit dem Unterschied an, die zweite Frage musst du dann vielleicht noch mal stellen. Logischerweise ist das Alter, der Talents, der Künstler*innen der Unterschied, also unsere Künstler*innen sind zwischen neun und 14 Jahre alt und dann ist es so, aber das ist jetzt mein Gefühl. Ich war einmal in Rotterdam beim ESC dabei, das war auch toll. Eine tolle Erfahrung. Du hast hier auch einen Fan, deswegen fällt es mir manchmal vielleicht auch ein bisschen schwer, objektiver zu sein. Aber ich finde, dass wirklich der Spaß der Kinder noch viel, viel mehr im Vordergrund steht. Also klar möchten alle gewinnen. Wenn man irgendwo hinfährt und sagt, das ist ein Wettbewerb, möchte man natürlich gerne vorne landen. Aber ich finde eben, dass vor Ort, diese gemeinsame Woche, die alle Kinder haben und die fangen ja vorher schon an, die sind ja über Social Media heutzutage schon vernetzt. Die kennen sich alle schon, die schreiben schon miteinander, aber dann vor Ort, diese gemeinsame Woche mit den Kindern, die sich da aus 17 Ländern zusammenraufen, egal ob sie Englisch sprechen oder Spanisch sprechen oder Französisch, die verstehen sich alle. Es entstehen wahnsinnig enge Freundschaften plötzlich. Und ich habe immer einen Kloß im Hals, wenn ich mitbekomme, dass unsere FIA jetzt mit Anna aus Estland ganz eng befreundet ist. Die besuchen sich gegenseitig, die machen zusammen Musik. Ich finde schon, dass dieser, Achtung, es wird jetzt ein bisschen cheesy, aber dass dieser Gedanke, Kinder aus der ganzen Welt oder aus Europa kommen zusammen und sind einfach miteinander und machen das, was sie gerne machen und was sie toll machen, nämlich Singen und Musik, finde ich einfach wahnsinnig wichtig beim Junior ESC und wahnsinnig schön. Und das ist ja auch die Hauptidee beim Junior ESC.
Inka Kiwit: Aber das war ja dann schon die Antwort auf meine Frage, was denn den Junior ESC zu so einem einzigartigen Event macht. Das waren ja beide Antworten in einem.
Ulrike Ziesemer: Ja natürlich, denn der Junior ESC ist dann auch eine perfekte Bühne, um unser Talent zu zeigen, also zu zeigen, was wir so draufhaben. Das ist auch immer der Gedanke, den man dahinter hat. Zu vergleichen. So, „ach guck mal, wir müssen uns gar nicht verstecken, wir sind genauso stark wie andere.“ Wir haben genauso tolle Ideen. Und natürlich haben wir genauso tolle Sänger*innen. Aber auch das ist ein Gedanke. Wie kommt unsere Nummer international an? Und das finde ich auch wahnsinnig spannend.
Inka Kiwit: Das heißt, der europäische Gedanke, das ist ein großer dahinter. Wie trägt denn der Junior ESC noch mal ganz konkret zu, wie soll ich sagen, zur Förderung von Gemeinschaft und kulturellem Austausch in Europa bei? Wenn wir jetzt mal ein bisschen größer draufblicken?
Ulrike Ziesemer: Na ja, das ist schnell beantwortet. Es sind 17 Länder Europas.
Inka Kiwit: Warum eigentlich nur 17?
Ulrike Ziesemer: Weil es natürlich Geld kostet. Nicht alle Länder haben diesen Etat für ein Kinderevent oder müssen sich entscheiden zwischen anderen Events und dem Junior ESC. 17 finde ich ehrlich gesagt schon mal ganz cool, weil letztes Jahr waren es meine ich, zwölf oder 13, also man merkt, dass wieder eine Aufmerksamkeit da ist, eine Beachtung, Awareness, dass der Junior ESC eben auch eine Wichtigkeit hat. Das finde ich, ist schon wirklich was, wo man sagt, das muss man wollen und dazu muss man sich entscheiden. Und das hat die EBU gemacht und ich finde es einfach toll. Auch das Signal, dass man sagt, für uns sind auch die Kinder das wert.
Inka Kiwit: Und jetzt hatte ich dich unterbrochen. Du sagst, kultureller Austausch und Förderung von Gemeinschaft ließe sich schnell beantworten. Wie der Junior ESC dazu beiträgt.
Ulrike Ziesemer: Genau. Die Kinder, Wir sind alle in einem Hotel untergebracht. Das ist immer eine bunte Kugel, wie in so einem Cartoon. Dann kommt da jemand, der tanzt, der springt, der hüpft, du hörst ein Sprachen Gewirr. Du hörst die verschiedensten Altersgruppen der Kinder, die aber alle miteinander unterwegs sind. Und ich glaube, wenn man diesen Gedanken, dass wir nämlich alle irgendwie gleich sind und dass man schnell auch zueinander kommt und dass es überhaupt egal ist, letztendlich, wo du wohnst. Dass man den schon Kindern vermittelt, damit aus diesen Kindern dann später Erwachsene werden, die diesen Gedanken mittragen und sich dafür einsetzen, finde ich ist das die Idee dahinter. Und diese kulturelle, ja diese Verbindung hoffe ich, vergessen die auch nicht mehr.
Inka Kiwit: Ganz generell noch mal Junior ESC Da gibt es einen ganz wichtigen Aspekt, nämlich Partizipation. Wie werden die Kinder und Jugendlichen aktiv in diesen ganzen Prozess eingebunden? Wie wird ihre Stimme im Wettbewerb gehört?
Ulrike Ziesemer: Also wir hatten ja schon Jahre, in denen Kinder sich als Talent bewerben konnten. Das haben wir dieses Jahr, wie gesagt schon mal nicht gemacht. Aber trotzdem ist ja das Publikum ganz nah dabei. Die konnten von Anfang an übers Voting mitbestimmen „Wer ist unser Talent, wer ist das Talent, das für Deutschland fährt?“ Da hatten wir auch tolle Zugriffszahlen, tolle Beteiligung, wo wir immer ganz überrascht sind, wie viele Kinder dann plötzlich irgendwie da auch mit Herzblut und ich glaube auch mehrfach abstimmen und einfach mitentscheiden wollen, wer dann fährt von diesen fünf, die alle toll waren. Dann haben wir also das KiKA-Talent. Wir begleiten Bjarne online. Es gab und gibt die Chats, wo sich die Community beteiligt. Fragen stellen kann. Bjarne ist auch auf Social Media sehr viel unterwegs schon, also auch da sehe ich immer, wie er sich so beteiligt. Und dann gibt es natürlich nachher noch das Voting in der Show, also wo man dann hoffentlich auch für Bjarne abstimmen kann, aber eben auch für die 16 anderen. Und wir haben schon das Gefühl, dass Bjarne so das Gefühl vermittelt, dass es beim KiKA, bei der KiKA-Community, bei den KiKA Zuschauenden, das ist so unser Talent, das ist unser Bjarne.
Inka Kiwit: Was macht denn den Wettbewerb so unterhaltsam und so spannend für die ganze Familie? Das ist ja ein richtiges Familienevent. Wie schafft die es, dass alle Altersgruppen mitfiebern?
Ulrike Ziesemer: Ich bin wirklich ein großer Fan. Ich mag auch den ESC, den großen. Wir haben Kollegen, die können dir sagen, wer 1982 in welchem Kostüm den 24. Platz belegt hat. Das kann ich nicht. Mir geht einfach immer das Herz auf, weil ich diese Idee einfach so fantastisch finde. Und in diesen Zeiten zusammenzustehen und zu sagen, wir gehen zusammen auf eine Bühne, also was auch immer sonst in der Welt los ist. Das ist einerseits ein tolles Signal nach draußen, finde ich. Es ist aber auch ein tolles Signal für die Kinder. Also Jugend Europas kommt zusammen, man kann mitfiebern. Wie schon gesagt, man kann voten, man kann sich aktiv beteiligen. Es macht Spaß, den Consi Zöller, den wir als Kommentator dabei haben, dem zuzuhören, der ist wirklich witzig kommentiert für alle Altersgruppen, finde ich. Es ist bunt. Es ist eine Show, die die dem großen ESC sie in gar nichts nachsteht. Und ich finde auch, dass der Junior ESC so eine perfekte Lagerfeuersendung ist. Da kann Oma, Opa alle Kinder, die Eltern, die Geschwister, die können alle zusammen dabei sein, gucken. Und es ist eben nicht eine Kindershow. Also wir haben da eine Riesenhalle, eine mega Bühne, eine super Crew, sehr viele Leute, die alle professionell dabei sind. Wir haben alle Proben und die Shows, bei denen ich jetzt so dabei war, waren komplett ausverkauft. Es ist jedes Mal so, dass das keine Tickets mehr übrig sind und ich mag einfach den Gedanken, dass man den Kindern durch diesen Riesenaufwand ja auch vermittelt und durch das Umfeld, was da alles stattfindet, dass sie und ihre Kunst eben genauso ernst genommen werden wie die der Erwachsenen.
Inka Kiwit: Ja, Ulrike, die Europäische Rundfunkunion, kurz EBU, wir hatten es vorhin ganz kurz, organisiert den Junior ESC. Gib uns mal deinen Blick, den Blick hinter die Kulissen bei euch. Welche Herausforderung bringt so ein großes internationales Event mit sich?
Ulrike Ziesemer: Also es ist die erste Herausforderung, dass 17 Länder koordiniert werden müssen. Also ich glaube auch wenn man eine kleinere Vorabendshow hat, die nur in Deutschland stattfindet, muss ich hier schon mal ansatzweise niemandem erklären, was da so koordiniert werden muss. Aber bei 17 Ländern ist das noch mal eine ganz andere Hausnummer. Die spanischen Kolleginnen, weil du sagtest, die EBU organisiert das. Also die haben immer einen Host Broadcaster, einen Sender, der dann die Show des jeweiligen Jahres verantwortet, in diesem Jahr die Spanier, wie gesagt, und diese spanischen Kolleginnen und das Regieteam, das es dann zusätzlich gibt, die eben alle 17 Länder unter einen Hut kriegen, die bekommen jetzt in den Vorwochen von uns, von den nationalen Kreativteams die Staging Ideen. Also was soll auf der Bühne passieren? Welche Künstler haben wir? Was ist das Konzept? Was ist die Idee hinter unserem Auftritt? Es gibt eine Riesen LED Wand, die mit Content bestückt werden muss- Und dieses Team gleicht dann die gesamte Show ab. Also es gibt den Rahmen der Show. Der ist in diesem Jahr mit dem Motto „Let‘s Bloom“, also lasst uns erblühen. Die Idee dahinter soll so ein bisschen sein im Garten des Lebens. Wir reden sehr viel über Kitsch, dieses Mal glaube ich. Im Garten des Lebens hat jeder seinen Platz und jeder findet seine Art, sich zu präsentieren und aufzublühen und zu erblühen. Und das muss natürlich im Konzept der gesamten Show passen. Es muss aber auch für die einzelnen Nummern passen. Also wenn jetzt jeder kommt und sagt, ich hatte in dieser Gartenidee den tollen Einfall, was weiß ich, eine Gießkanne von oben runterzuholen und dann gibt es einen Effekt, dann sagen die schon an irgendeiner Stelle denkt doch noch mal nach. Also die müssen organisatorisch alles im Blick haben müssen aber eben auch gucken, dass es inhaltlich sinnvoll ist. Und das ist natürlich sehr viel, kann passieren, dass man da mehrere Runden dreht, dann gibt es immer Speed Datings heißen die, also diese kurzen Runden. Man spricht mit der EBU, mit dem Kreativteam der Spanier über die eigenen Ideen. Was ist möglich, was ist nicht möglich? Also das allein ist schon relativ zeitaufwendig und dann hat man vor Ort ein sehr gut organisiertes, aber eben auch sehr durchgetaktetes Programm. Es gibt Proben, es gibt da für jeden eine feste Zeit. Zum Beispiel ist es bei den Proben so, erst gibt es Stand-In-Proben, also mit Leuten, die quasi das Licht doubeln und die dann aber perfekt sozusagen alle Songs immer schon drauf haben und die auch genauso performen wie wir, die vorher schon einmal in einem Director's Video geschickt haben. Also das muss man jetzt abgeben. Dann sieht man mit den Bühnenmaßen, die haben wir abgeklebt vorher, wo bewegt sich wer, wie damit die einfach schon mal gucken können, wie das mit der Kamera dann funktionieren wird. Also diese Stand-In-Proben, das ist da schon mal so ein riesen Wust an kreatives Arbeiten. Und dann ist natürlich im Vorfeld die Reiseorga, die Terminorga. Es gibt Safety, also Sicherheitsgespräche, wo man noch mal extra mit den Betreuenden der Kinder vor Ort spricht. Also was könnte da auftreten an Sorgen, an Problemen, werden die Zeiten eingehalten und das muss man wirklich immer mit 17 verschiedenen Menschen, die alle auch aus verschiedenen Ländern kommen, wo unterschiedliche Regeln, Bestimmungen gelten. Alles immer koordinieren, jeden auch ja jedem das Gefühl geben, dass er gesehen und gehört wird mit seinen Bedenken oder seinen Wünschen.
Inka Kiwit: Aber Arbeitssprache ist Englisch.
Ulrike Ziesemer: Ja. Und ich glaube einfach, dass das eine Riesenarbeit ist. Die, die ja auch schon sehr früh anfangen. Das, was wir letztendlich mitbekommen, ist ja, wenn unser Talent feststeht, dann gehen wir in den Ring mit. Aber ansonsten läuft da eben schon wahnsinnig viel vorher. Es ist viel zu tun, aber das macht die EBU jetzt seit 22 Jahren für den Junior ESC.
Inka Kiwit: Die sind Profis. Ich freue mich schon sehr auf das Ergebnis. Ulrike zum Abschluss, was wünscht du dir für die Zukunft des Junior ESC ist.
Ulrike Ziesemer: Ich wünsche mir, dass es den Junior ESC viele weitere Jahre gibt und dass von mir aus auch gerne immer mehr Länder noch dazukommen und einfach diesen Impact sagt man glaube ich, spüren, dass es irgendwie eine tolle Veranstaltung ist und dass es sich auf jeden Fall lohnt, dabei zu sein. Und dass man damit viele Kinder, aber eben auch Zuschauende zumindest für einen Abend sehr glücklich machen kann.
Inka Kiwit: Sagt Ulrike Ziesemer, verantwortliche Redakteurin beim NDR für den Junior ESC in Deutschland. Vielen Dank für das schöne Gespräch
Ulrike Ziesemer: Danke dir.
Inka Kiwit: Spaß, Kultur, Teilhabe und Talentförderung das sind alles Stichworte, die wir heute von Ulrike gehört haben und die der Junior ESC als größtes Musikevent für Kinder und Jugendliche im europäischen Raum vereint. Eine weitere Plattform also bei KiKA, auf der Kindern Raum und eine Stimme gegeben wird. Wenn Sie Fragen, Feedback oder Themenvorschläge haben, freuen wir uns auf Ihre Nachricht. Alle Triff KiKA-Werkstattgespräche finden Sie übrigens auch in der ARD Audiothek und natürlich überall dort, wo es Podcasts zu hören gibt. Und wenn Sie die Transkripte zu unseren Folgen suchen, finden Sie die auf unserem Kommunikationsportal unter kommunikation.kika.de. Und ich freue mich, wenn Sie beim nächsten Mal auch wieder zuhören. Bis zum nächsten Mal. Machen Sie es gut.