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Transkript zu Episode 2: „Wir müssen TV und Online viel stärker zusammen denken“ mit Saskia Weisser

Die KiKA-Medienforscherin Saskia Weisser im Gespräch mit Inka Kiwit zur KiKA-Landkartenstudie: Ein detaillierter Blick auf die Mediennutzung der KiKA-Zielgruppen und die Fragen, welchen Stellenwert die verschiedenen Plattformen haben – und, ob digitale Exklusivangebote unter- oder überschätzt werden.

Inka Kiwit: Direkt aus der KiKA-Werkstatt. Hallo, zu einer neuen Folge von „Triff KiKA – Werkstattgespräche“. Sie treffen hier auf Themen und vor allem auf Menschen, die für die Angebote bei Kika verantwortlich sind und sie mitgestalten. Ich bin Inka Kiwit, Redakteurin, und begleite sie durch diese Folge. In der es um einen echten Datenschatz geht. Eine repräsentative Studie, in der 1.200 Kinder im Alter von drei bis 13 Jahren face-to-face befragt wurden. Und das Ergebnis: Unglaublich wertvolle und belastbare Daten darüber, welche Kinderzielgruppen KiKA mit den Angeboten erreicht und wie. Und ich kann Ihnen schon mal verraten: Selbst wir waren ziemlich überrascht von den Ergebnissen. Von Saskia Weisser, Referentin der Markt und Medienforschung bei KiKA, erfahren Sie jetzt mehr über diesen Datenschutz und hören Informationen aus erster Hand zu der KiKA-Landkartenstudie. Rein ins KiKA-Werkstattgespräch.

Inka Kiwit: Hallo Saskia. Schön, dass du da bist.

Saskia Weisser: Hallo, Inka! Schön, dass ich da sein darf.

Inka Kiwit: Saskia, ich habe eben den Namen der Studie schon anmoderiert. Die KiKA- Landkartenstudie, jetzt musst du uns alle mal abholen. Was hat es mit dem Namen auf sich? Warum Landkarte?

Saskia Weisser: Ja, da kommt man auf so eine Idee, dass man jetzt wandern müsste oder so. Das mit dem Wandern ist gar nicht so abwegig. Und es ist so ein bisschen angelehnt, an ARD-Forschung, die es dazu gibt. So diese Idee, welche Gegenden kennt man schon? Welche Sprachen der Zielgruppe hat man schon gelernt? Kann man in und auswendig. Und welche Gegenden, welche Typen von Menschen hat man noch so gar nicht getroffen mit seinen Angeboten.

Und in Anlehnung an diese Idee hatten wir diese Studie halt auch KiKA-Landkarte genannt. Und es heißt tatsächlich KiKA, weil KiKA der Initiator dazu war, aber es ist eine Gemeinschaftsschule tatsächlich gewesen, mit ARD und ZDF. Mit MDR, aber auch WDR tatsächlich erstmalig war mit dabei. Und im ZDF war eine tolle Arbeit, und wir freuen uns alle sehr, dass es diese Studie gibt. Die ist wirklich ein Schatz.

Inka Kiwit: Das stimmt. Es ist genau so wie du sagst, es ist es ein richtiger Schatz, den wir da haben. Dann jetzt mal Tacheles. Saskia, erreicht der Kinderkanal von ARD und ZDF die Kinder in Deutschland?

Saskia Weisser: Aber so was von.

Inka Kiwit: Sehr, sehr eindeutig.

Saskia Weisser: Das müsste ich ja schon qua profesion sagen. Aber nein, es ist tatsächlich so. Das war auch, wenn man so will, eigentlich gar nicht so die Riesenüberraschung. Aber dass es dann so eindeutig ausfiel, war für uns dann doch Grund auch noch mal genauer hinzugucken. Also, es ist tatsächlich so: Mehr als neun von zehn Kindern werden laut dieser Studie tatsächlich erreicht. Und die Studienqualität, die gibt es auch her, dass auch so sagen zu können und zu dürfen.

Wir haben 1.200 Kinder befragt, drei bis 13. Also klar die Vorschulkinder über die Haupterziehungspersonen, auch Haupterziehungspersonen - nicht nur die Mütter, sondern wie gesagt, die Haupterziehungspersonen. Ich lache mich dann immer ein bisschen kaputt danach bei der Überlegung, ob dann danach quasi kleiner Ehekrach losgeht, wer denn tatsächliche Haupterziehungsperson ist oder nicht. Also das haben wir dann schon so gemacht. Aber 1.200 Kinder in Nord, Süd, Ost, West. Arm, reich, mit Migrationshintergrund, ohne Migrationshintergrund. Kinder, die vielleicht Internet noch gar nicht kennen. Gibt es so etwas überhaupt in Deutschland? Aber das haben wir versucht, mit abzudecken.

Das heißt eben nicht online befragt, sondern Zuhause in den heimischen vier Wänden mit speziell geschulten Interviewern. Das waren alles Vorgaben, die wir in der Ausschreibung der Studie mit reingenommen haben, weil es da wirklich, wirklich wichtig war, Grundlagenforschung zu bekommen. Die neben den etablierten Formaten und Studien wie KIM und JIM, auch Trend Tracking Kids. Auch was es da alles so gibt. Einen Datensatz zu haben, der in Anlehnung zu diesen Studien aussagen liefert, aber dann noch mal etwas granularer, etwas passgenauer, die Kinder in Deutschland segmentieren hilft. Also einteilen hilft. Wie gesagt Landkarte – welche Gegenden kennen wir noch nicht.

Inka Kiwit: Du hast gesagt 1.200 Kinder, das wissen wir. Face-to-face, bei denen Zuhause. Vielleicht kannst du mal an ein bis zwei Beispielfragen exemplarisch zeigen, wie ihr vorgegangen seit und vielleicht auch, was ihr gefragt habt?

Saskia Weisser: Also, ich habe dann sofort dieses Bild vor Augen: Es ist so ein Jugendlicher Interviewer, der dann nach Hause kommt. Kinder werden auch separat gefragt von den Eltern. Also klar, die Eltern können mit dabei sein, dürfen aber ins Interview nicht eingreifen. Das soll wirklich schon die Kinderaussage auch erhoben werden. Und dann hast du so eine Frage wie gleich zum Beispiel am Anfang, dass die Kinder gefragt werden, was denn so das ist, was sie so am liebsten gucken. Und zwar jetzt so grundsätzlich, egal auf welchem Gerät oder welcher Anbieter, welcher Absender. Also Anbieter sagen wir dann nicht. Aber naja, also egal ob das jetzt Clips sind, kleine Filme, kleine Sendungen, kleine Schnipsel. Was ist denn so, was ist so das Liebste, was du guckst? Egal wo, egal wie, egal in welcher Form. Und dann ist das sozusagen der Lieblingscontent, den die Kinder uns da danach dann genannt haben.

Und dann fragen wir auch nicht nur den Lieblings-Lieblingscontent ab, sondern auch noch so: Was guckst du halt auch noch total gerne? Was schaust du gerne? Und dann kriegst du schon eine ganz gute Sammlung von einer sogenannten ungestützten Nennung. Also ich habe nicht Sachen vorgegeben, sondern die Kinder haben in dem Moment dann selber sich erinnern müssen, was sie am liebsten gucken. Und solche ungestützten Nennungen sind denn in der Regel nicht sehr hoch. Also wenn ich dich jetzt in dem Moment fragen würde: Sag mal, was ist denn dann Lieblings-Waschpulver? Dann ist man so: Hä?

Inka Kiwit: Ja, müsste ich überlegen.

Saskia Weisser: Ja und dann fallen die Zahlen in der Regel nicht so hoch aus, sind aber dafür umso wertvoller und belastbarer, weil das, indem du dich, dass du dich jetzt erinnerst, in dem Moment, das ist ein wirklich the one and only. Und da taucht viel verlässliches auf.

Inka Kiwit: Wird denn da dann schon viel von unseren KiKA-Angeboten genannt? Wurde viel genannt?

Saskia Weisser: Also beispielsweise wurde "Die Maus" genannt, es wurde auch "Einstein" genannt oder auch "Pfefferkörner". Aber es wurden auch so Inhalte genannt wie "SpongeBob" zum Beispiel. Also das Überraschende da war, dass wirklich relativ viel Fernsehcontent tatsächlich genannt worden ist. Wo wir jetzt nicht sagen können, ob es originär, also wirklich nur aus dem Fernsehen bekannt ist. Aber die, ich sage jetzt mal die Bindung der Zielgruppe noch an weiterhin sehr linear, also sehr aus dem Fernsehen bekannte Formate ist definitiv ungebrochen. Da hätten wir jetzt auch so nicht vermutet werden, wir hätten da mehr Influencer vermutet oder so BibisBeautyPalace vielleicht auch an der Stelle. Oder ein Julian Bam oder ein Rezo oder so. Und das kam so gar nicht.

Inka Kiwit: Nehmen wir uns kurz die Zeit und sprechen über die Nutzungstypen von KiKA, die ihr identifiziert habt. Das fand ich super spannend, falls das kurz und knapp geht. Vielleicht kannst du uns die fünf, es ist immer schwierig, aber vielleicht kannst du uns die fünf Nutzungstypen vorstellen. Wer nutzt uns, wer nutzt uns nicht?

Saskia Weisser: Es nutzen uns mehr als neun von zehn Kindern. Fakt. Es kennen uns auch 97 Prozent aller Kinder, auch wahnsinnig hoher Wert.

Inka Kiwit: Ja.

Saskia Weisser: Und dann innerhalb derjenigen, die uns kennen, haben wir dann gesagt: Okay, über welche Plattformen nutzen, nutzt ihr denn KiKA? Dann haben wir Unterschieden zwischen TV, online und sowohl als auch. Also TV und online. Aso TV-Nutzer, ist der eine Typus. Da haben wir den unterschieden zwischen Vielnutzer und Gelegenheitsnutzer, also nach Frequenz. Das sind die ersten beiden Typen. Dann Online-Nutzer. Da war die Riesenüberraschung, überhaupt der große Knall in der Studie, dass gar keine online exklusiv Nutzerschafften auszufinden waren. Und das betraf halt nicht nur KiKA, sondern diese KiKA oder diese digital Online-Nutzerschaft. Exklusiv nur online, gar kein TV. Die war praktisch nicht existent. Das heißt, wir hätten die wahnsinnig gerne ausgewertet. Wir haben uns aber diesen Gefallen nicht getan.

Das heißt, wir hatten eine Fallzahl von zwei bei KiKA und bei vier insgesamt bei 1.200. Also die KiKA-Onlinenutzerschaft, das war der andere Typ. Und dann die beiden letzten, die übrigbleiben, sind eben die weitaus größte Typensatzeinheit, nämlich die KiKA-Hybridnutzerschaffen. Das sind die Kinder, die die verschiedenen KiKA-Plattformen halt unterschiedlich intensiv nutzen. TV und online. Die machten wirklich Zweidrittel des Ganzen aus. Also kurz und knapp, TV, Hybrid und online. Und dann innerhalb von TV und Hybrid, die viel und die Gelegenheitsnutzer. Und online war zu klein, wollten wir gerne auswerten, ging nicht,

Inka Kiwit: Aber das finde ich ja total spannend. Das heißt im Umkehrschluss, dass das digitale Exklusivangebot massiv überschätzt wird.

Saskia Weisser: So würde ich es sagen. Ja, also das komplett ich habe nur Kontakt mit Online-Angeboten von KiKA, beziehungsweise weil die Studie ja mehr Aussagen erlaubt, also nur KiKA-Nutzung, von Online-Angeboten grundsätzlich. Komplett gar keinen Kontakt mehr mit linearer Ausstrahlung - praktisch nicht existent. Deswegen haben wir auch ein bisschen länger an der Studie noch gesessen. Weil wir gesagt haben: Okay, bevor wir mit solchen Ergebnissen rausgehen, wollten wir dann doch noch mal. Hat ja auch durchaus medienpolitische, strategische Implikationen. Das wollten wir dann doch genau wissen, dass das nicht irgendwie methodisch oder fragetechnisch begründet war. Und ist es nicht. Es ist wirklich so.

Inka Kiwit: Du musst mich korrigieren, wenn ich falsch liege. Aber die Preteens scheinen ja, die sagen wir mal am schwierigsten zu erreichende Zielgruppe zu sein. Bei den Preteens sprechen wir von den zehn bis 13-Jährigen. Vielleicht können wir mal einen Blick auf unser Image bei den zehn bis 13-Jährigen Preteens werfen. Was sagen denn die Zahlen?

Saskia Weisser: Da würde ich gern noch andere Zahlen hinzuziehen. Nämlich Zahlen aus der TV-Quotenmessung. Da war KiKA tatsächlich in den letzten zwei Jahren Marktführer bei den zehn bis 13-Jährigen. Das wollten mir auch fast die Kollegen kaum glauben, weil genau wie du auch sagst, die Bilder sind da sehr stark.

Inka Kiwit: Richtig.

Saskia Weisser: Und ja, die zehn bis 13-Jährigen sind somit die am schwierigsten zu erreichende Zielgruppe. Die sind einfach vom Alter her, von den Hormonen her von alldem, was in dem Alter eigentlich auch angesagt ist. Die interessieren sich schon für ganz viele andere Sachen. Da ist RTL dran, da ist ProSieben dran. Da ist YouTube leergucken dran, da ist TikTok dran. Snapchat, Instagram, die ganzen Plattform. Aber sie gucken eben auch TV. Und sie nutzen auch KiKA online. Und auch da war es so, dass innerhalb dieser Zielgruppe nur ein kleiner Prozentsatz von, ich glaube, zwölf Prozent gar nicht KiKA gucken, komplett gar nicht. Gar keinen Kontakt mit irgendeiner KiKA-Plattform haben. Und alle anderen erreichen wir über TV oder über Online. Und auch in irgendeiner Weise auch eben TV-Angebot tatsächlich. Sie futtern sich quasi einmal durchs ganze Medien-Buffet, was es so gibt.

Inka Kiwit: Saskia, was leitest du denn aus Gesamtergebnis der KiKA-Landkartenstudie ab? Wo können wir uns entspannen bei den Ergebnissen? Wo müssen wir dringend in Sachen Veränderungen ansetzen? Bei KiKA, bei uns.

Saskia Weisser: Also, wo wir uns entspannen können, ist glaube ich, bei der Tatsache, dass wir sehr viel besser sind, als wir dachten. Das glaube ich schon.

Inka Kiwit: Das finde ich gut.

Saskia Weisser: Das ist aber das ist aber niemals Aufforderung dazu, sich zurückzulehnen und zu sagen: Passt. Sondern die Reise wird ja weitergehen. Und gerade diese Hybridnutzung zeigt ja, dass wir immer TV und online zusammen denken müssen. Und du hattest ja vorhin auch Beispiel schon die Preteens angesprochen. Und wenn ich dieses Medienbuffet anspreche, was sie sich also komplett anschauen und sich wirklich dadurch arbeiten auf Suche nach inspirierenden, aspirierenden Inhalten. Dann macht KiKA da zum Beispiel schon einiges. Also wir haben ja gerade auch diese Preteens-Initiative gestartet. Wir machen extra Content für Drittplattformen. Online-Content. Aber das sind genau die Themen, mit denen wir uns stärker beschäftigen müssen. Wie schaffen wir es, diese nennen wir es Conversion, diese Hinführung, Cross-Promo, diese ganzen Themen? Wie schaffen wir es diese verschiedenen Plattformen, TV und die verschiedenen Online-Plattformen, die da mitgedacht werden müssen? Natürlich die, die wir KiKA-seitig wirklich selber bedienen. Aber es gehört leider auch soweit dazu, dass Drittplattformen eben von den Kindern eben auch sehr stark genutzt werden. YouTube, TikTok, was da alles so dazugehört, dass wir die mitdenken müssen.

Und dann immer überlegen müssen wie wir dann eine Marke, die man aus dem KiKA-Kosmos kennt, wie man die auf diesen Plattformen nicht nur plattformgerecht, sondern auch als Gesamtbouquet versteht, wie man da so eine Cross-Promo hinkriegt, wie man da so einen Universums-Gedanken auch tatsächlich denken kann, wie man es vielleicht auch sogar noch weiterspinnen kann. Auch ARD und ZDF entwickeln sich ja weiter. Dass man nicht die Nutzerinnen und Nutzer da an der Schule frustriert, dass man so eine Hinleitung auch hinbekommt. Dass man eine Vernetzung geschickt hinbekommt, dass man wirklich das Gefühl hat: Ah, da ist so ein Gesamtbuffet. Und ah, das ist ja spannend. Das will ich auch wissen. Ach, und da gibt es auch Zusatz-Content. Oh den, das ist ja ganz cool. Dann hätte ich auch ganz gerne, sodass man die Reise hinkriegt und nicht das verzweifelte Ärgern und suchen nach Content, weil da sind die Wettbewerber im Zweifelsfall geschickter unterwegs das hinzubekommen.

Inka Kiwit: Ich drehe mal den Spieß wieder ins Positive um. Also die KiKA-Landkartenstudie zeigt uns ja, dass mehr als 71 Prozent der Kinder KiKA intensiv nutzen. Korrekt?

Saskia Weisser: Ja.

Inka Kiwit: Warum ist KiKA immer noch so beliebt? Obwohl es, du hast sie gerade schon angesprochen, so viele Alternative für Kinder auf dem Markt gibt? Vielleicht kannst du mal ein paar Attribute nennen, aus der Studie, die KiKA zugeschrieben wurden.

Saskia Weisser: Da kommt immer was gutes, da kann ich etwas lernen. Da werde ich unterhalten. Da finde ich auch Sachen, die nicht nur Videos sind. Da kommen Sachen, die ich gar nicht erwartet hätte. Stichwort Diversität ist ja gerade so das große Thema. Und das war auch noch einer anderen Studie davor, auch ganz spannend, dass die Kinder und sogar als diverser empfinden als Netflix, was ja aus Erwachsenenperspektive eine große Überraschung sein dürfte. Wir hatten Diversität zum Beispiel übersetzt mit „Da kommen Sachen, Geschichten, Personen, die ich so gar nicht kenne.“ Als aber auch: „Da kommen Sachen, Personen und Geschichten, die ich von meinem persönlichen Alltag her kenne. Also Repräsentanz, also die beiden Attribute hatten wir damit abgefragt. Da kam KiKA sehr gut bei weg, besser als Konkurrenz zum Teil.

Das sind Sachen, die KiKA zugeschrieben werden, also auch in anderen Studien wird immer gesagt KiKA ist so eine Orientierung, ist ein Leuchtturm. Die Eltern sind unglaublich überzeugt vom KiKA, weil sie Kinder dort unbesorgt sehen lassen können, weil man auch mal gemeinsam gucken kann, weil es Orientierung bietet. Weil es ist immer ganz süß. Auch die Kinder sagen dann immer, die geben sich immer viel Mühe. Da kommt immer was Gutes, die wissen, was ich sehen will. Aber es ist auch cool. Cool ist ja immer so ein schöner Begriff. Aber KiKA wird tatsächlich auch als cool empfunden. Und dann macht es auch Spaß einzuschalten und dann nehme ich halt immer was mit.

Inka Kiwit: Ja auch unsere Programmgeschäftsführerin, Dr. Astrid Plenk, die zieht Erkenntnisse aus der Studie. Sie sagt:

Einspieler mit Dr. Astrid Plenk aus Episode 1: Wichtig ist, dass wir viele Touchpoints belegen. Und solange viele Kinder in Haushalten ein TV-Gerät haben und ihnen kein eigenes Handy und kein Tablet und nicht ein Zweittablet, ist es eben wichtig, dass wir auf den Möglichkeiten, wo Kinder Zugriff haben, auch wirklich stattfinden. Es ist halt interessant, dass sich diese hybride Nutzung, also linear und non-linear, dass das sich befruchtet und auch miteinander verschränkt.

Inka Kiwit: Saskia, wo befruchtet sich denn TV und online? Was sind denn Nutzungsszenarien, die genau diese wichtige Verschränkung verdeutlichen?

Saskia Weisser: Naja, da muss man sich quasi den Tagesablauf vor Augen halten, den die Kinder heutzutage haben. Na, also wenn ich mir so ein Tagesablauf angucke, den wir in der Studie eben auch abgefragt hatten. Du hattest ja vorhin nach Frageformulierung gefragt.

Inka Kiwit: Ja.

Saskia Weisser: Frageformulierungen gefragt. Genau. Da haben wir auch tatsächlich die Kinder gefragt, wo denn die Medien in ihrem Alltag stattfinden, aber auch sonstige Aktivitäten. Und da hat sich ein Trend fortgesetzt und etabliert, den wir schon seit mehreren Jahren beobachten. Da spricht man immer von dieser institutionalisierten Kindheit. Also natürlich gehen Kinder morgens in die Schule. Sei denn es ist Corona und sie dürfen es gerade nicht.

Inka Kiwit: Zum Glück nicht mehr.

Saskia Weisser: Genau, oder auch in den Kindergarten. Das heißt, sie gibt es natürliche Absenzen von der. Also, die sind dann einfach mal nicht da. Aber auch da. Die stehen morgens auf. Hören Radio, checken schon ihre Nachrichten, wenn sie älter sind. Oder kleine Kinder haben, haben dann ihre Morgenrituale. Also da findet schon ganz viel Mediennutzung statt. Wenn da jetzt beispielsweise „KiKANiNCHEN“ morgens im TV läuft, dann sagen uns Menschen, dass es durchaus da genutzt wird, als Aufsteh-Ritual beispielsweise. Und wenn das dann aber vielleicht in den Zeitablauf nicht passt, dann kann ich dann natürlich auf die mobile Alternative gehen. Oder wir machen einen entsprechenden Winker im Fernsehen, was darauf hinweist, dass es natürlich diese Alternative gibt. Wenn dieser Ablauf, der ja im linearen immer vorgegeben sein muss, er strukturiert ja den Alltag, dann kann ich es mir aber passgenau eben digital nutzen. Und so kann ich den kompletten Tag hindurchgehen und stelle immer wieder fest, dass wenn ich einen Akzent setze, im linearen beispielsweise, dass ich sage: Okay, Sendung verpasst. Kannst du da gucken oder du möchtest mehr davon. Geh in den KiKA-Player. Dass dann daraufhin auch die Nutzung in auf den Online-Devices, dann auch tatsächlich ansteigt. Mitunter gibt es auch Parallelen. Das ist eben auch das spannende. Du merkst dann auch jede Plattform hat unterschiedliche Bedarfe. So ein TV-Gerät zum Beispiel im Haushalt, über das sich aber vielleicht auch Smart TV Inhalte nutzen kann, ist grundsätzlich einfach mal barriereärmer. Ich muss nicht etwa darüber diskutieren, dass ich jetzt ein mobiles Device zur Verfügung gestellt bekomme. Andererseits ist es aber genau barrierestärker, weil Papa gerade Fußball gucken möchte oder Mama gerade ein anderen Inhalt lieber sehen möchte. Und dann ist das Ding leider belegt. Ja. Und so setzen sich ganz, ganz viele Geschichten zusammen, die sich zum Teil eben auch aus dieser Studie lesen lassen und wo man immer sehen kann: Ah, da gibt's einen Online-Content wie „KiKANiNCHEN“ oder Sendungsvideos. Aber eben auch eine Sendung wird zum Beispiel im online warmgespielt. Ich stelle sie online first und dann stelle ich sie anschließend ins Fernsehen. Und auf einmal - siehe da, sie hat auf einem ungelernten Sendeplatz plötzlich viel höhere Reichweiten als vorher. Weil interessanterweise das dann trotzdem noch mal geguckt wird. Und so, so wird ein Schuh draus. So wird eine gegenseitige Befruchtung daraus.

Inka Kiwit: Aber inwiefern beeinflussenden Plattformen wie TikTok, wie YouTube oder auch Netflix zum Beispiel die Sehgewohnheiten und Erwartungen der Kinder? Wenn wir jetzt den Vergleich zu unserem Angebot ziehen.

Saskia Weisser: Das tun sie sehr stark, also allein schon. Du hast jetzt in der Reihenfolge, ich würde mal YouTube und TikTok als eine Gruppe sehen. Netflix ist nochmal ein bisschen anders. Also YouTube und TikTok verändern die Sehgewohnheiten dahingehend, das schlicht und ergreifend, wahrscheinlich würden jetzt alle Lehrkräfte um mich herum sofort ja schreien, weil sie es vielleicht auch bemerken. Die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder, also die sinkt auch tatsächlich. Also wenn ich jetzt Audience-Flow Analysen mache beim Fernsehen. Sprich gucke wie verändert sich denn die Kurve über die Sendungen hinweg. Dann steigen tatsächlich die Ansprüche wie Ansprachehaltung zu sein hat, auch beim linearen Angebot. Also KiKA hat zum Beispiel viele Dokus, was auch toll ist. Ich bin großer Fan unserer Dokuvielfalt bei uns. Aber Dokus sind mitunter eher ruhiger erzählt vielleicht, ja. Das heißt, das ist dann schon eine Herausforderung, wenn ich weiß Kinder haben bei YouTube eher schnelle Schnitte, direkte Kameraführung, dieses Point of View. Also so diese direkte Kamera, Haltung, direkte Ansprache des Moderators, der Moderatorin. Und das habe ich dann vielleicht im Fernsehen nicht. Dann muss ich mich tatsächlich fragen: Gehe ich ein Stück weit darauf ein als Programmschaffender, dass ich vielleicht auch ein Stück weit die Dramaturgie ändern muss, bei Shows beispielsweise oder beim Magazin. Dass ich ein Stück weit YouTubiger werde, clipiger werde. Oder die Dramaturgie ein bisschen direkter führe als das vielleicht bislang getan habe. Oder aber, wenn mir wichtig ist, wir haben ja auch einen Auftrag auch einen, wenn man so will Bewegtbildauftag, dass ich sage: Nein, dieses Stück kann man nur ruhig und langsam erzählen, weil es sonst seine Wirkung gar nicht entfalten kann. Dann muss ich das auch aushalten, dass dann unter Umständen Kinder das dann nicht mehr in dem Maße gucken oder ich es halt immer wieder zeigen muss, um auf die Art und Weise auch eine Bildung zu verursachen. Na also, eine sie heranzuführen an solche Erzählfarben und Erzählformen. Und da du vorhin nach Netflix gefragt hast, naja Netflix ist eben eine Herausforderungen in puncto Auffindbarkeit von Inhalten, Kuratierung von Inhalten und natürlich die große Konkurrenz für die Familienzeit. Freitag-, Samstagabend. Was für Content habe ich da, den ich da zusammen gucken kann? Und natürlich Netflix hat so ein Coolness-Faktor. Peer-Group-Talk, so was habe ich da, was hab ich da nicht. Aber ich denke, da kann KiKA eben auch an der Stelle, gerade auch eben mit ARD und ZDF zusammen, vielleicht auch sich eigentlich ganz gute Sachen überlegen. Die Inhalte hätten wir auf alle Fälle.

Inka Kiwit: Saskia, jetzt mal provokativ gefragt. Braucht es 2023 und in den kommenden Jahren, braucht es einen linearen TV-Sender für Kinder?

Saskia Weisser: Auf alle Fälle, gar keine Frage.

Inka Kiwit: Aber vielleicht kannst du es zusammenfassen, was für einen Stellenwert hat denn die lineare Nutzung und wird sie haben in Zukunft? Gleichbleibend, wird es noch mehr, was es was ist deine Prognose, was ist der Status quo?

Saskia Weisser: Also, das heißt du fragst im Grunde nach der Zukunft des Fernsehens grundsätzlich. Hat ja schon eine gewisse medienpolitische Relevanz gerade die Frage. Okay, um es ernsthaft zu beantworten. Fernsehen wird nie sterben, bin ich hundert Prozent von überzeugt. Warum? Radio ist auch nicht tot. Und bevor er jetzt hier der Whataboutism irgendwie zuschlägt. Ich bin vollkommen davon überzeugt, dass das Fernsehen weitergeben wird, einfach, weil Fernsehen so viel andere Funktionen erfüllt, über die gar nicht in der öffentlichen Kommunikation so großartig gesprochen wird. Fernsehen strukturiert in Tag. Fernsehen liefert eben Aspiration. Liefert Content, den ich in einer Lean-Back-Situation, ich kann mich einfach aufs Sofa schmeißen und mal einschalten und muss keine Entscheidung treffen. Da gibt es auch andere Studien, die das wunderbar schon immer wieder rausgearbeitet haben. Aber ich kann es auch ganz einfach beantworten. 1954 bei der Fußball-Weltmeisterschaft haben sie alle vorm Radio gehangen. Ja, wir haben heute mittlerweile einen wunderbar ausdifferenzierten Markt mit Spotify, YouTube Music, TikTok macht jetzt auch ein neues Music Angebot auf. Wir haben immer noch Radio und Radios immer noch wahnsinnig genutzt und wird sogar teilweise noch neu gegründet. Und insofern bin ich vollkommen davon überzeugt. Genauso wird es TV auch weiterhin geben, wenn gleich, das stimmt natürlich genauso in anderer Form als du und ich das sicherlich als Kinder erlebt haben.

Inka Kiwit: Nicht mehr als Leitmedium.

Saskia Weisser: Also diese leitende – genau, kein Leitmedium mehr. Es ist nicht mehr das ganz große, the one and only. Aber es wird genauso Diskussionen in 20 Jahren, 15 Jahren noch in Familien geben. Darüber, ob ein Kind jetzt Fernsehen gucken darf, neben anderen Medienangeboten, oder nicht. Und dann schließe ich mich gleich weiter an und sag: Und KiKA wird es da genauso geben müssen und geben sollen, einfach weil das dazugehört, weil Kinder es kennen. Es lieben, es wertschätzen. Und es auch dringend ein nicht werblich finanziertes Angebot dieser Art auch weiterhin geben muss. Allerdings, wenn man die Zielgruppe bedienen will, ganz nutzerzentriert, eben nicht nur im Fernsehen. Und auch nicht nur online, sondern eben, wenn man es datenbasiert und aus Nutzerperspektive macht, tatsächlich über alle Plattformen hinweg.

Inka Kiwit: Das heißt du bist sehr davon überzeugt, rein von den Zahlen, dass es KiKA dringend braucht.

Saskia Weisser: Absolut.

Inka Kiwit: Sagt Saskia Weisser, Referentin Markt- und Medienforschung bei KiKA. Ganz lieben Dank für dieses Werkstattgespräch, Saskia.

Saskia Weisser: Danke, dass ich kommen durfte.

Inka Kiwit: Ich finde es immer wieder aufregend, wenn Zahlen so viele wichtige Erkenntnisse für unser Angebot liefern. Was mir noch einmal deutlich wurde - KiKA steht für qualitativ hochwertigen Content, Verbindlichkeit, für Vertrauen und für Spaß. Egal auf welchen Plattformen. Und das sind auch alles Schlagworte, die wir schon in der ersten Folge der Werkstattgespräche gehört haben. Bestätigt in dieser zweiten Folge durch die Ergebnisse der KiKA-Landkartenstudie.

Inka Kiwit: In den nächsten „Triff KiKA – Werkstattgespräche“ sprechen wir unter anderem über Märchen, die immer noch verzaubern. Über die Rolle von Medienkompetenz und über das wichtige Thema Diversität bei KiKA. Falls sie nicht gerade schon da sind, finden Sie diesen Podcast auch in der ARD Audiothek und natürlich überall dort, wo es Podcasts zu hören gibt.

Und wenn Sie Fragen, Feedback oder Anmerkungen haben, freuen wir uns sehr. Gerne als Kommentar direkt unter unserem Podcast oder auch eine Nachricht über den Kontakt-Button auf unserem KiKA-Kommunikationsportal. Da finden Sie übrigens auch die Transkripte der Folgen zum Nachlesen unter kommunikation.kika.de. Bis zum nächsten Mal, machen Sie es gut.